7 Gründe, warum Dein Espresso zu bitter schmeckt

Geschrieben von: Smilla H.

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Lesezeit 6 min

Wie Du aus meinen Fehlern lernen kannst und Deinen Espresso noch besser zubereitest

Die Siebträgermaschine meiner Träume und die Bohnen meiner Lieblingsrösterei. Ich habe endlich das richtige Equipment für den perfekten Espresso. Die Bohnen kommen in die Mühle, der Tamper kommt zum Einsatz und das erste Sieb ist eingespannt! Während der Kaffee durch den Auslauf fließt, ist die Vorfreude groß. Obwohl ich weiß, dass der erste Anlauf nie perfekt schmeckt, habe ich natürlich hohe Erwartungen an meinen Espresso.

Die Enttäuschung ist umso größer, als sich beim Probieren meine Geschmacksrezeptoren zusammenziehen. Zu bitter. Der Siebträger verzeiht uns hier keinen noch so kleinen Fehler. Schnell schmeckt der Espresso zu sauer oder zu bitter. Den Unterschied zwischen diesen beiden Geschmacksrichtungen kennen viele gar nicht. Den bitteren Geschmack Deines Kaffees nimmst Du in der Regel auf der Rückseite Deiner Zunge, also im hinteren Bereich des Mundes, wahr.

Manchmal passiert es auch, dass Dein Kaffee ganz plötzlich bitter schmeckt. Von der Extraktionszeit des Espressos über den Mahlgrad bis hin zu Deinem Zubehör und den verwendeten Bohnen – das unangenehme Geschmackserlebnis kann verschiedene Gründe haben. Um Dir den Frust und die Verzweiflung in der Espressozubereitung zu ersparen, hier 7 Tipps, was schiefgehen kann und wie Dein Espresso next-level lecker wird!

Fehler Nummer 1: Dein Mahlgrad ist zu fein

Der richtige Mahlgrad ist das A & O in jeder Zubereitungsart. Die Siebträgermaschine verzeiht hier keine Ungenauigkeiten. Wenn der Mahlgrad zu fein eingestellt ist, wird Dein Espresso übermäßig extrahiert und somit zu bitter.

Aus meiner Erfahrung lohnt es sich, hier Zeit zu investieren und die Kaffeemühle sorgfältig einzustellen! Anfänglich aufwendig, aber wenn Du einmal den richtigen Mahlgrad für Deine Lieblingsbohnen gefunden hast, musst Du nur noch wenig nachjustieren. Bei einigen Mühlenmodellen kannst Du sogar Mahleinstellungen speichern und so in null-komma-nix wieder zurück zu einem bestimmten Mahlgrad und einer bestimmten Mahlgeschwindigkeit. Hier sind wir zwar im sehr hochpreisigen Segment, aber was tut man nicht alles für einen guten Espresso, richtig? Der nächste Fauxpas ist unmittelbar mit dem richtigen Mahlgrad verbunden …

Aus Mühle kommt Kaffeemehl in Sieb

Fehler Nummer 2: Dein Espresso läuft zu langsam durch

Die Extraktionszeit des Kaffees ist fast immer mit dem Mahlgrad der Kaffeebohne verbunden. Feines Kaffeepulver erhöht den Widerstand in Deinem Siebträger, den Brühdruck und Deine Brühzeit. Übertreibst Du es hier, überextrahiert Dein Espresso und wird zu bitter.

Ein weiterer Grund: zu viel Kaffeepulver im Siebträger. In beiden Fällen wird es schwieriger für das Wasser, sich durch das Kaffeepulver zu drängen, was zu einer sehr langsamen Extraktion führt und den Espresso zu bitter macht. Die ideale Zielzeit bei der Siebträgermaschine liegt übrigens zwischen 25 und 40 Sekunden. Wie lange Dein Espresso genau brauchen sollte, hängt vor allem von Deinem Geschmack und der Röstung ab.

Espresso läuft aus Siebträgermaschine in Tasse

Fehler Nummer 3: Deine Bohnen sind zu dunkel geröstet

Jetzt geht's ans Eingemachte! Bei der Röstung Deiner Kaffeebohnen hast Du ja keinen direkten Einfluss. Aber: Augen auf beim Bohnenkauf! Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich mich durch den Röstereidschungel probiert und meine persönlichen Lieblingsbohnen gefunden habe. Du hast Glück, dafür sind wir jetzt ja da!

Speciality Coffee Expert:innen würden Dir vor den alteingesessenen, dunklen Röstungen abraten. Wenn Kaffeebohnen zu dunkel und lange geröstet werden, verlieren sie viele ihrer einzigartigen und feinen Geschmacksnoten. Was bleibt, sind die dominanten, bitteren Aromen. Das bedeutet, sehr dunkle Röstungen neigen zu einem bitteren Endergebnis.

Wenn Du ins Speciality Coffee Business einsteigen willst, dann lohnt es sich, hellere Röstungen zu probieren. Natürlich sind „klassische“ Röstungen nicht nur schlecht, im besten Fall erwarten Dich hier tolle schokoladige und nussige Geschmackserlebnisse! Natürlich solltest Du darauf achten, dass Deine Bohnen immer frisch bleiben. Das heißt, gut verschlossen und trocken lagern und immer frisch und kurz vor der Espressozubereitung mahlen.

Röster untersucht Bohnen aus Rösttrommel

Fehler Nummer 4: Schlechte Vorbereitung

Ein essenzieller Schritt in der Espressozubereitung ist die Vorbereitung! Das Verteilen und Komprimieren des Kaffeemehls nennt man auch „Puck Prep“. Alles, was vor dem Einspannen Deines Siebs passiert, ist super wichtig für das Endergebnis. Wie das Wasser seinen Weg durch das Sieb findet, beeinflusst die Brühzeit und somit auch die gelösten Kaffeearomen. Es geht also darum, im Sieb ein schönes Kaffeebett zu kreieren, sodass das Wasser gleichmäßig durchlaufen kann. Here we go!

 

Die Verteilung des Kaffeemehls

Um das sogenannte „Channeling“ zu vermeiden, achte bereits beim Einfüllen des Kaffeepulvers auf eine gleichmäßige Verteilung. Wer hier auf Nummer sicher gehen will, nutzt einen Leveler. Der verteilt das Pulver gleichmäßig im Siebträger und beugt so Channeling vor.

 

Das Tampern des Kaffeemehls

Der Druck, den wir anschließend auf den Tamper geben, um das Kaffeemehl festzudrücken, beeinflusst auch den Brühdruck und die Brühzeit. Drückst Du zu zaghaft, kann es sein, dass an manchen Stellen größere Lufttaschen im Kaffeebett zurückbleiben. Auch hier kommt es zum unangenehmen Channeling.

Siebträger mit Tamper

Fehler Nummer 5: Das Verhältnis von Kaffee und Wasser

Hier knüpfen wir nochmal an die gründliche Vorbereitung, vor der eigentlichen Espressozubereitung, an. Wie Du merkst, liegen hier einige Fehlerquellen. Wir schauen uns die Kaffeemenge in dem Sieb im Verhältnis zu dem Wasser, das durch das Sieb läuft, an. Dem gehen wir mit der guten alten Kaffeewaage auf den Grund.

Ein guter Ausgangspunkt ist ein Verhältnis von 1:2. Das bedeutet 19 Gramm Kaffeepulver in den Siebträger, 38 Gramm Espresso in der Tasse. Schmeckt Dein Endergebnis bitter und etwas flach, lass' mal ein bisschen weniger Wasser durchlaufen. Jedoch sollte die Laufzeit nicht unter 25 Sekunden liegen.

Fehler Nummer 6: Das falsche Sieb

 Gerade als Einsteiger ist es leichter, mit einem doppelten Bezug, also einem Sieb mit zwei Ausläufen, zu arbeiten. Kleine Siebe haben oft eine andere Form und laufen nach unten zusammen. Dadurch ist die Fehleranfälligkeit bei der „Puck Prep“ mit einem einfachen Bezug viel höher.


Wenn Du es Dir also leichter machen willst, benutze ein großes Sieb. Falls Dir ein einfacher Espresso ausreicht, freut sich vielleicht auch Deine Mitbewohner:in oder Partner:in über einen leckeren Kaffee! Noch ein kleiner Tipp für die Sommerzeit und um keinen kostbaren Espresso zu verschwenden: übrig gebliebene Espressi lassen sich hervorragend für einen Eiskaffee aufheben!

Sieb mit Kaffeemehl getampert

Fehler Nummer 7: Brühtemperatur zu hoch

Die Brühtemperatur sollte beim Espresso zwischen ungefähr 90° und 94° liegen. Gerade bei günstigeren Modellen kann es vorkommen, dass sich verbleibendes Wasser in der Maschine etwas zu sehr aufheizt. Beziehst Du nun Deinen Espresso, wird dieser wahrscheinlich etwas bitter. Hier hilft ein kurzes Ausspülen der Maschine. Das bedeutet einfach kurz ohne eingespannten Siebträger etwas Wasser durchlaufen lassen. Bei Maschinen mit Temperatureinstellung (PID) kannst Du natürlich auch einfach etwas nach unten nachjustieren.

Den perfekten Espresso zubereiten – Bonustipps

Wasserqualität

Das verwendete Wasser ist ein wichtiger Bestandteil Deines Espressos und kann den Geschmack beeinflussen. Wenn Dein Wasser zu weich oder zu hart ist, kann es sein, dass Dein Espresso etwas zu bitter oder zu sauer wird. Abhilfe kannst Du hier zum Beispiel mit Third Wave Water schaffen. Mit dem Zusatz schaffst Du die perfekten Voraussetzungen für einen perfekten Shot – und das jedes Mal.

Kaffeebohnenqualität

Es kann auch passieren, dass Du schlechte Kaffeebohnen erwischt hast, selbst bei teuren Sorten. Probiere einfach eine zweite Tasse, dann weißt Du, ob es an den Bohnen lag. Und wo Du gute Bohnen findest, weißt Du ja jetzt!

Übung macht die Meister:in!

Alles Gute braucht Zeit und Übung, gib' nicht auf! Nach einiger Zeit verstehst Du besser, welche Variablen Deinen Espresso geschmacklich verändern. Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesem Artikel weiterhelfen und Du konntest die Fehlerquelle entlarven. Happy Brewing!

Bohnen in Rösttrommel

Den perfekten Espresso zubereiten – Bonustipps

Warum schmeckt mein Espresso zu bitter?

Die Bitterkeit Deines Espressos kann verschiedene Ursachen haben. Die häufigsten Gründe sind ein zu feiner Mahlgrad, eine zu lange Extraktionszeit, zu dunkel geröstete Bohnen und eine schlechte Vorbereitung des Kaffeemehls.

Wie kann ich den richtigen Mahlgrad einstellen?

Der richtige Mahlgrad ist entscheidend für einen guten Espresso. Investiere Zeit in die Feinjustierung Deiner Kaffeemühle, bis Du den optimalen Mahlgrad für Deine Lieblingsbohnen gefunden hast. Einige Mühlenmodelle ermöglichen es sogar, Mahleinstellungen zu speichern.

Warum läuft mein Espresso zu langsam durch?

Eine zu feine Mahlung und zu viel Kaffeepulver im Siebträger können dazu führen, dass der Espresso zu langsam durchläuft und dadurch überextrahiert wird, was zu Bitterkeit führt. Die ideale Extraktionszeit liegt normalerweise zwischen 25 und 40 Sekunden.

Wie beeinflussen die Bohnen meine Espresso-Qualität?

Die Röstung der Bohnen hat einen großen Einfluss auf den Geschmack Deines Espressos. Zu dunkel geröstete Bohnen neigen dazu, bitter zu schmecken.